Montag, 27. Februar 2017

Wenn's mal wieder klemmt



Wenn es darum geht, sich zum Affen zu machen, rufe ich ja immer ganz laut "hier". Kürzlich wieder: Elternversammlung in der Kita. Bei der Begutachtung meiner Garderobe - inklusive Geruchstest - stellte ich fest: Im Parka kann ich da nicht hin. Seit ich immer eine Handvoll Hundeleckerlis in der rechten Manteltasche aufbewahre, entströmt diesem ein leicht animalischer Geruch. Auch die schlammigen Pfotenabdrücke auf der Vorderseite wollten nicht so ganz zum Anlass passen.

Sauber, wohlriechend, zu groß

Da es mal wieder fünf vor zu spät war, schnappte ich mir stattdessen den Parka meines Mannes. Wohlriechend, sauber, fünf Nummern zu groß. Aber egal. Mit Reißverschlüssen stehe ich ja schon immer auf Kriegsfuß. Die Mechanik ist einfach zu komplex für mein geisteswissenschaftliches Hirn und durch gutes Zureden ist so ein Ding ja noch nie auf und zu gegangen. Sogar meine Tochter beherrscht den Vorgang mittlerweile besser als ich. Mit ein bisschen Mühe und Gefluche im Hausflur war ich schließlich erfolgreich und stürmte in die Nacht hinaus.


Pünktlich um 20 Uhr kam ich in der Kita an, nur um festzustellen, dass die Veranstaltung in vollem Gange war. Ich also um Zeit zu sparen mit Jacke rein, unauffällig einen Platz gesucht und auf einem dieser Miniaturstühlchen zusammengeklappt. Genauso unauffällig wollte ich mich der Riesenjacke entledigen. Allein, ich kriegte diesen Sch... äbigen Zipper nicht auf. Ich ruckelte und zog unauffällig am kleinen metallenen Griff. Nichts. Bestimmt hat sich wieder ein Stück Stoff eingezogen, dachte ich, und zog den Reißverschluss noch ein wenig zu, um ihn zu lösen. Damit hatte ich mich dann endgültig eingesperrt.

Mobile Sauna

Nichts anmerken lassen, sagte ich mir und tat die nächsten zehn Minuten so, als sei es völlig normal, in einem Parka von den Ausmaßen einer Arktisausrüstung in der Elternversammlung zu sitzen. Während ich den Blick starr geradeaus auf die Leinwand richtete und großes Interesse an der Jahresbilanz unserer Elterninitiative heuchelte, begann ich mich langsam, wie in einer mobilen Sauna zu fühlen. Erdbeerfarbener Teint, Schweißperlen, die langsam die Schläfen hinablaufen. Unverwechselbare Minzöl-Dämpfe, die aus meinem Kragen in die Kitaluft stiegen (ich hatte mir am Nachmittag die Schulter gezerrt und dachte, so ein bisschen Balsam könnte helfen).


Während mich meine Sitznachbarn immer misstrauischer musterten und erfolglos versuchten, Abstand zu gewinnen (Minzöl assoziiert man ja gerne mit starker Erkältung) sah ich schließlich ein: Ich muss raus aus dem Saal UND aus der Jacke. Ich erhob mich also vorsichtig, versperrte dabei wahrscheinlich zehn Leuten die Sicht und schlich in die angrenzende Kita-Garderobe. Dort versteckte ich mich hinter einem halbhohen Regal.

Erfolg im Ring

Das folgende Schauspiel muss von der Aula aus in etwa so ausgesehen haben: Schwerer Ringkampf mit unbekannten Gegner. Arme und Beine, die wahllos oberhalb des Regals erscheinen und wieder verschwinden, zwischendurch ein wirrer Haarschopf mit fliegenden Locken. (Mein Mann sagt immer Tingeltangel-Bob zu mir und das in frisiertem Zustand.) Dazu leises Fluchen und unterdrückte Schmerzenslaute wegen der Schulter. Nach etwa einer Minute hatte ich mich endlich befreit, OHNE den Reißverschluss zu öffnen.

Ich pfefferte das überdimensionierte Stück Stoff in irgendeine Ecke (äh, beziehungsweise hängte sie selbstverständlich säuberlich an einen Haken, Schatz), versuchte mein Haar in irgendeine sinnvolle Form zu bringen, fächelte mir mit beiden Händen Luft zu und setzte das würdevollste Gesicht auf, zu dem ich in diesem Augenblick fähig war. Dann wankte ich zurück in den Saal. Den Rest des Abends versuchte ich, nicht darüber nachzudenken, wie ich denn in diese verdammte Jacke wohl wieder reinkäme, ohne den Reißverschluss zu öffnen...

Irgendwie geht's immer

Eure Nachbarin


PS: Als ich mich am späteren Abend auf den Heimweg machte, öffnete sich der Reißverschluss natürlich wie von Zauberhand...
PPS: Übrigens war es nicht die erste peinliche Aktion in Zusammenhang mit Klamotten. Die beiden anderen Geschichten erzähle ich demnächst mal.

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