Das klingt jetzt so, als wäre ich ein Karnevalsmuffel. Weit
gefehlt: Ich bin der Cowboy!! Oder war es, bevor ich irgendwo mein Lasso
verloren habe... Meine Sozialisation zum Jeck begann schon in der Vorpubertät,
als ich als Funken-Mariechen die Session auf Sitzungsbühnen und bei Umzügen
verbrachte. Meine Karriere fand allerdings ein abruptes Ende, als alle anderen
Mädels Tanz-Marie wurden und ich angesichts der Vorstellung, ein Rad schlagen
zu müssen, schreiend aus der Turnhalle lief.
Meiner Liebe zum Straßenkarneval hat das jedoch keinen
Abbruch getan. Es folgten viele Jahre, in denen es spätestens ab
Weiberfastnacht auf die Piste ging. Dabei war ich weniger der Clown-Typ, auch
wenn die es mit Jacken unter ihren großen Kostümen oft wärmer hatten als ich. Auch
Uniformen reizten mich weniger, auch wenn die Flugbegleiterin, die Polizistin
und die Krankenschwester neben mir am Zug wesentlich mehr Kamelle und Strüssje
absahnten als ich.
Egal - ich wollte glitzern! Glitter weckt eine elsterartige
Leidenschaft in mir, der ich theoretisch das ganze Jahr hindurch frönen könnte.
Praktisch käme es wohl etwas seltsam, wenn ich meine Tochter jeden Tag mit
Federboa und Paillettenrock aus der Kita abholen würde. Manchmal lackiere ich
ihr einen Fingernagel mit meinem Karnevalsnagelack. Dann kann ich nicht
wiederstehen und trage ihn mir auch auf.
Mein Mann, der weder mit Glitter noch mit Karneval viel am Hut hat,
sieht wohlwollend darüber hinweg.
Wenn das Kostüm
untreu wird
Nach vielen Jahren als Elfe, Engel oder Schmetterling
erreichte ich allerdings eine Gewichtsklasse, mit der die Leichtigkeit, die
solchen Kostümen innewohnt, nicht mehr so recht korrespondieren wollte. Also
wurde ich zum Cowboy, beziehungsweise Cowgirl. Reiterhosen hatte ich ja schon!
Ich kaufte mir ein Lasso, ein Halfter mit Revolver und einen goldenen (das
musste sein) Cowboyhut, kombinierte das Ganze mit Jeans, Karo-Hemd und
Stiefeln, flocht mir Zöpfe und trug Glitter im Gesicht auf. (http://www.galeria-kaufhof.de/store/p/Karnevalsaccessoire-Glitterstifte-mit-Spitzer/1000272131)
Diesem Kostüm bin ich seit zehn Jahren treu. Leider hält
sich die Treue umgekehrt in Grenzen. Das Lasso verlor ich 2009 auf einem Kölner
Dach, der Revolver kam mir ein Jahr später im Getümmel abhanden und ward nie
mehr gesehen. Das leere Halfter, das ich danach trotzig weitertrug, verließ
mich in der letzten Session, als ich erstmals seit der Geburt meiner Tochter
wieder Weiberfastnacht feierte. Allein mein Hut ist mir geblieben.
Dafür arbeite ich mich jetzt an meiner Tochter ab! Mit
wachsendem Erfolg. Lehnte sie es letztes Jahr noch vehement ab, das süße
Froschkönig-Cape zu tragen, dass ich für sie erstanden hatte, tritt sie dieses Jahr in meine
Fußstapfen. Soll heißen: Es muss glitzern! Seit Wochen legt sie ihr Prinzessinnenkleid
nur noch zum Schlafen ab, Zepter und Krone begleiten sie durch den Tag und es
ist schon wesentlich mehr als eine Zacke rausgebrochen.
Die Kita gibt zudem jedes Jahr ein Karnevalsthema vor. Eröffnete
2014 das Thema „Märchen“ viele Möglichkeiten, sieht das in diesem Jahr anders
aus. Motto ist das Kinderbuch „Freunde“ von Helme Heine, was drei Kostüme zulässt:
Maus, Hahn oder Schwein! Ja, und Fahrrad. Schon klar! Da unsere Tochter bei uns
ohnehin „die Maus“ ist, war klar, wohin die Reise geht. Ein Besuch in der
Kinder- und der Kurzwarenabteilung bei
Kaufhof und Jonny Mauser ist fertig.
Do it yourself-Kostüme
Vier Tage vor Karneval kam dann plötzlich meine Tochter zu
mir und meinte: „Ich möchte als Hexe gehen!“ „Wie, du bist doch Prinzessin UND
Maus.“ „Ja, Prinzessin, Maus UND Hexe.“ Drei Kostüme in einer Session, das habe
ich mir noch nie erlaubt. Und dann so kurzfristig!! Aber wofür ist man
verwöhntes Einzelkind? Hexe soll es sein! „Aber nur mit Sachen, die wir zu
Hause haben“, bestimmte ich, um mein Gewissen zu beruhigen und googelte:
Prinzessinnenkleid in Hexenkostüm umwandeln.
Dann zerschnitt ich ein schwarzes T-Shirt meines Mannes, der
hat so viele, das merkt der gar nicht, opferte
breites Dekoband und goldenes Glanzpapier aus meinem Bestand und bastelte mit
einer alten Schultütenvorlage einen… nein zwei… nein drei Hexenhüte aus
Tonpapier. (Das mit dem Kopfumfang ist gar nicht so einfach oder meine Tochter
hatte gerade einen massiven Wachstumsschub.)
Das Ende vom Lied: Ich bin mal wieder im Bastelfieber! Der
goldene Cowboyhut bleibt dieses Jahr an der Garderobe, wo er sich ohnehin gut
als Deko macht. Und ich baue mir drei (oder vier oder fünf) Kostüme für die
Karnevalsparty nur aus Dingen, die hier, beziehungsweise im Kleiderschrank
meines Mannes so rumfliegen. Und der? Hat sich anstecken lassen, ist in den
Keller gegangen und kam mit allen Fußball-WM-Utensilien nach oben, die er
finden konnte.
Alaaf, Helau, Hä Hopp und was es sonst noch so alles gibt.
Last-Minute-Selfmade-Karnevalskostüme
Mit einem weißen T-Shirt als Basis kann man raffinierte
Kostüme machen:
Sterntaler:
1. Glitzer-Geschenkpapier, 2. Doppelklebeband, 3.
Weihnachts-Streudeko, 4. Weißes Stofftaschentuch, 5. Sternausstecher als
Schablone
Mit den Ausstechern als Schablone Sterne aus dem
Glitzerpapier ausschneiden. Die Sterne und die Streudeko mit Doppelklebeband am
T-Shirt befestigen, weißes Stofftaschentuch so aufkleben, als würden einige
Sterne hineinfallen.
Geldwäscher:
1. Leere Waschmittelpackungen (optional für die Rückseite),
2. schwarzer Stift, 3. Dekodraht, 4. Wäscheklammern, 5. Doppelklebeband, 6.
Spielgeld
Mit schwarzem Stift Umrisse einer Waschmaschine auf das
T-Shirt zeichnen, Spielgeld mit Doppelklebeband aufkleben. Für die Kette
Dekodraht zurechtbiegen und einige Wäscheklammern mit Geld daran befestigen.
Wer mag, kann sich leere Waschmittelpackungen auf den Rücken kleben.
Drache:
1. Bunte Papierservietten, 2. schwarzer Stift, 3. Klebefilm,
4. Geschenkband, 5. Kordel
Mit schwarzem Stift die Umrisse und das Gesicht eines
Drachen aufmalen. An allen Ecken gekräuseltes Geschenkband aufkleben. Bunte
Papierservietten in jeweils vier gleich große Streifen schneiden. Die Streifen
mittig zusammenfassen, so dass eine Schleife entsteht. Eine Schleife vorne am
unteren Ende des Drachen aufkleben. Mehrere Schleifen mit Kordel verbinden und
hinten am T-Shirt auf Hüfthöhe befestigen.
Oder man wühlt sich ein bisschen durch den Haushalt:
Gärtner:
1. Strohhut, 2. Gummistiefel, 3. Schaufel und Rechen aus dem
Sandkasten, 4. Gießkanne, 5. Grünes T-Shirt als Schürze, 6. Osterkörbchen mit
Obst- und Gemüse, 7. Kunstpflanze, 8. Dekoband für die Schürze, 9. Deko-Äpfelchen,
10. Doppelklebeband, 11. Kordel
So vorhanden, Strohhut, Gummistiefel und grünes T-Shirt
kombinieren. Grünen Stoff, in diesem Fall ein altes Shirt, rechteckig
zuschneiden und so auf das Dekoband kleben, dass eine Schürze entsteht. Schaufel
und Rechen aus dem Sandkasten der Kinder entwenden. Gießkanne, Körbchen und
andere Dinge, die zum Gärtner passen mit Doppelklebeband und Kordeln am Kostüm
befestigen.
Beachgirl:
1. Klamotten, die man am Strand tragen würde, 2. Käppi, 3.
Strandspielsachen, 4. Badelatschen, 5. Kordel, 6. Sonnenmilch
Einfach anziehen, bzw. für draußen über die warme Kleidung
ziehen. Eimer eignet sich hervorragend, um beim Karnevalszug Kamelle zu fangen.
Sonnenmilch und Strandspielzeug an der Kleidung festknoten.
Tischlein deck‘ Dich
1. Weißes Lacken, 2. Plastikgeschirr und -besteck, 3.
Lebensmittelverpackungen, 4. Servietten, 5. Doppelklebeband
Weißes Bettlaken oder alte Tischdecke wie eingezeichnet
zurechtschneiden. Mit Doppelklebeband möglichst leichtes Plastikgeschirr und
Besteck, Verpackungen, Servietten, Tischdeko etc. aufkleben.
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