Es gibt da diese Theorie: Ein zerbrochenes Fenster, das
längere Zeit nicht ersetzt wird, kann dazu führen, dass die gesamte
Nachbarschaft verkommt. So ähnlich läuft das auch in unserer Wohnung ab. Es
gibt den Zustand „picobello“. Der ist Dienstagsmittags, nachdem unsere Perle
das Haus verlassen hat. Ich habe morgens aufgeräumt, sie hat der bescheidenen
Hütte Glanz verliehen!
Und dann braucht es nur eine klitzekleine Chaosecke. Dinge,
die nicht da sind, wo sie hingehören: Zwei Schrauben liegen noch auf der
Fensterbank, weil ich nicht wusste, wo sie herkommen. Der Brotkorb ist mit dem
falschen Tuch abgedeckt oder das Quietsche-Entchen steht noch vom abendlichen
Bad auf dem Wannenrand. Und schon vermüllt die ganze Wohnung. Wenn mein Mann
nach Hause kommt, kann er nicht mehr erkennen, dass unsere Perle überhaupt da
gewesen ist. Meine Tochter und ich haben dann schon ganze Arbeit geleistet.
Vor Geburtstagen und vor allem vor Weihnachten spitzt sich
das Problem zu. Denn wir bekommen Post. Viel Post! Große Pakete! Die Herren von
Versand und Co laden uns schon zu ihrem Geburtstag ein oder erzählen uns von ihren
Rückenproblemen, so gut kennen wir uns mittlerweile… Naja, vielleicht machen
sie uns auch nur für letztere verantwortlich.
Weihnachtsshopping
Aber wir wohnen eben nicht in der Bonner Fußgängerzone,
sondern quasi am Rand vom Rand. Es gibt Supermärkte und Drogerien, Bäcker,
Schneider und Floristen, aber es gibt keinen Spielwarenladen, keine Modehäuser
und keine Fastfood-Restaurants. Letzteres hat damit eigentlich nichts zu tun,
stößt aber meinem Mann immer wieder auf. Kaufhof ist Luftlinie nur siebeneinhalb
Kilometer entfernt. In der Realität aber liegen unzählige logistische und
organisatorische Meilen zwischen mir und dem Weihnachtsshopping.
Also bewege ich mich gar nicht - das kann ich ja ohnehin am
besten - und bestelle alles, was es zu bestellen gibt online. Ich meine,
Weihnachtsmann und Christkind bringen die Sachen doch auch ins Haus. Da war nie
die Rede von schwitzenden Menschenmassen, die sich – viel zu warm angezogen – bepackt,
rempelnd und mit den Nerven am Ende durchs Kaufhaus schieben, um den Wunschzettel
abzuarbeiten. Und das sind nur die OHNE zeterndes Kleinkind an den Haxen. No
thanks!
Aber zurück zu unserer Wohnung. Wenn zwei Schrauben
ausreichen, um aus einem ordentlichen Heim ein Dickicht zu machen, durch das
man sich den Weg nur noch mühsam bahnen kann, ist der Effekt von Pappkartons
naheliegend. Und wir sprechen hier von vielen Pappkartons. In einer Ecke
gestapelt - herausquellendes Füllmaterial, Werbeprospekte und Lieferscheine
noch nicht mitgerechnet - blockieren sie etwa fünf Prozent unserer Wohnfläche
und die nächste Altpapierabfuhr ist erst in einem Monat. Unverantwortlich
sowas.
Idee!!!
Jetzt verstehe ich natürlich, dass sich manchmal eine
gewisse Kartongröße nicht vermeiden lässt. Zum Beispiel – äh – bei einem
Paravent. Warum aber Pakete hier ankommen, die mindestens eine Mikrowelle
vermuten lassen, sich dann aber als Transportkäfig für zwei zentimeterhohe
Tierfigürchen erweisen, erschließt sich nicht auf den ersten Blick. Vielleicht
kann mich jemand erhellen.
Jedenfalls habe ich mir überlegt, dass ich – auch um mein
schlechtes Gewissen in Sachen Papierverbrauch zu beruhigen – die diversen
Kartons einer sinnvollen Aufgabe zuführen werde. Meine 38
Weihnachtsdeko-Zeitschriften sagen seit letztem Jahr einhellig das Gleiche:
Baut Euch Weihnachtsbäume! Aus Streichhölzern und Ästen, aus Bildern, die pyramidenartig
an der Wand hängen, aus Lebkuchen und Büchern. Warum als nicht auch aus
Kartons??? Et viola!
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