Ja, und an diesem Sonntag ist wieder so ein Feiertag. Ein besonders
wichtiger, wie ich finde: Der internationale Oma-Tag. Es erschließt sich zwar
nicht, warum es einen Oma-Tag gibt, aber keinen Opa-Tag und ich muss an dieser
Stelle vehement fordern, unverzüglich einen einzuführen, aber die Idee ist grundsätzlich
großartig. Anders als mein Mann bin ich ja einer dieser Traditionsmenschen.
Während er schreiend wegläuft, sobald sich am Horizont ein altes oder neu erfundenes Brauchtum ankündigt, stürzte ich mich mitten
rein.
Mir doch egal, wenn sich die Blumenindustrie freut. Die Floristen freuen sich mit und warum nicht den Holländern auch mal was Gutes
tun. Die haben‘s ja auch nicht leicht, jetzt wo der Meeresspiegel ansteigt und
so. Aber ich schweife ab. Drei-Absatz-lange-Rede kurzer Sinn: Ich möchte den
Oma-Tag zum Anlass nehmen, ernsthaft „danke“ zu sagen. Unseren zwei Omas UND
natürlich dem Opa. Denn sie haben es mehr als verdient.
Oma und Opa an sich
Man braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen. Während ich mich
gerade vom letzten Machtkampf mit meiner Dreijährigen erhole – ich habe
verloren und sie darf trotz Regen in Strumpfhosen ohne Rock in die Kita UND
mein Deko-Schaf mitnehmen – bin ich sicher, dass das nicht ausreicht.
Zumindest, wenn man annähernd den erzieherischen Standards genügen will, die
über die Medien und das Umfeld transportiert werden und dabei noch den ganzen anderen
Alltagskram bewältigen muss.
Per definitionem ist eine Oma (oder ein Opa) neben Mutter und Vater der
Eltern folgendes: „Betreuer, Kulturvermittler und Ratgeber innerhalb der
Familie und ein Bindeglied zwischen den Generationen.“ Klingt wichtig, ist es
auch! In der Praxis sieht das dann so aus: Zwei Menschen Mitte sechzig setzen
sich einmal in der Woche ins Auto, um 65 Kilometer am Rhein entlang von A nach
B zu fahren und dort stundenlang ein Kleinkind zu bespaßen, während Mama und
Papa arbeiten. Und das seit über zwei Jahren.
In der anderen Himmelsrichtung steht eine Mitte 70-Jährige aus dem
gleichen Grund quasi Tag und Nacht parat, um 20 Kilometer mit Öffis
zurückzulegen, dabei bis zu zweimal umzusteigen oder wahlweise lange Fußmärsche
bei Regen und Schnee hinzulegen. In der Hand halten die Großeltern bei ihrer Ankunft
neue Kleidung oder Bücher fürs Kind, Werkzeug, um etwas in unserer Wohnung zu
reparieren, Zeitschriften und Deko oder aber köstliches Fingerfood, Muffins und Kuchen, je nachdem, was die Küche so hergab.
Offene Ohren
Dieses heinzelmännchenartige Kommen und Gehen in unserem Alltag passiert,
ohne dass OmaOpa jemals eine Gegenleistung erwarten, einfach aus Liebe zur
Familie und aus Liebe zum bisher einzigen Enkelkind. So eine Poleposition hat
schon was für sich. Was sie übrigens niemals im Gepäck haben, ist eine
lautstarke Meinung zu unserer Art, das Leben zu meistern oder unsereTochter zu erziehen.
Und das ist schon fast ein Alleinstellungsmerkmal.
Jeder hat heute einen Standpunkt, wenn es um Elternschaft und Kindererziehung
geht. Der Kopfschüttler an der Supermarktkasse, wenn man sich entgegen besseren
Wissens mit einem Ü-Ei Ruhe erkauft. Die Mutti in der Rückbildung, die schon
drei Kinder hat und das dritte eben im Vorbeigehen bekam, bevor sie eine Stunde
später mit der Familie stillend shoppen ging. Der skandinavische Pädagoge (den ich
wirklich schätze) und der es wissen muss, schließlich ist er ja aus
Skandinavien, und dessen guten Ideen wir einfach nicht genügen.
Unsere Großeltern äußern sich vorsichtig, wenn wir sie fragen. Sie haben
offene Ohren und hören auch die Zwischentöne. Sie fiebern mit, leiden und
freuen sich genauso, wie wir, wenn es um die kleinen und großen Begebenheiten
im kindlichen Alltag geht. Und dabei haben sie das, was uns zwischen Jobstress,
Wocheneinkauf und Steuererklärung zu oft abgeht: Zeit, Kraft und Geduld, sich
ganz auf ihr Enkelkind einzulassen. Sie müssen sie nicht mitzerren durch den
Dschungel der Alltagspflichten, der einfach nicht kindgerecht sein kann.
Trotzkopf möchte bei Sonne und lauen Temperaturen auf gar keinen Fall
raus? Gut, dann liest die Oma eben vor und sie versuchen es zwei Stunden später
nochmal. Klein-Brutalo erklettert die andere Oma und probiert „Ich reiß dir den
Kopf ab“ am lebenden Objekt aus? Oma lacht. Liebelein möchte beim Spaziergang weder laufen noch im Buggy fahren? Opa trägt sie kilometerweit auf den Schultern. Mama und Papa
können so was nicht, die haben Rücken. Opa aber eigentlich auch.
Danke!!!
Für all diese großen und kleinen Gesten, die unaufdringliche Hilfe, das
Da-sein, wenn ihr gebraucht werdet, danken wir Euch! Nicht nur am Oma-Tag,
sondern immer wieder! Ihr seid die Besten!!
Liebste Nachbarin, man kann es nicht oft genug sagen. Habe den Text ausgedruckt, mit persönlichen Worten versehen und Oma geschenkt...
AntwortenLöschenWow, das ist glaube ich das Schönste, was einem Blogbeitrag wiederfahren kann :-)
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